Washington Post 17.10.1925

Osmanische Truppen stürmen russisches Gebiet.

Osmanisch-russisches Bündnis zersplittert.

Was lange erwartet wurde, ist nun passiert: Der osmanische Herrscher überfiel rücklings seinen treuen und langjährigen Bündnispartner Romanow. In einem Handstreich konnte der Pascha die russischen Stützpunkte in Warschau und Sevastopol einnehmen. Jetzt fehlt nicht mehr viel für eine Übermacht in Europa.

Nun wird sich zeigen, ob Grossbritannien noch das Ruder umreissen kann. Deutschland und insbesondere Russland und Italien sind hier keine Hilfe mehr.

Es bleibt abzuwarten, ob es nun zu einem langen Stellungskrieg kommt, oder ob die Situation schnell geklärt wird.

Pressespiegel

Corriere della Sera

Blicke von der Loggia - Betrachtungen des französischen Kaisers i.E. zur europapolitischen Lage

Ein Blick auf die Karte offenbart schreckliches: Europa droht dank der Verzagtheit des Engländers, der Schwäche des Deutschen und der Niedertracht des Osmanen gegenüber seinem ehemaligen Verbündeten Russlands in türkische Hand zu fallen.

Während die englische Admiralität vermocht hat, die skandinavische Sphäre inklusive Sankt Petersburg wieder unter ihre Fuchtel zu bringen, zeichnet sich an dieser Front ein Stillstand ab - Queen Victoria hat sich jahrelang zu sehr auf den Aufbau ihrer Flotten konzentriert; einem weiteren Ausbau ihrer kontinentalen Besitztümer können ihre kümmerlichen Armeen nicht dienlich sein. Zudem wurde Deutschland gestattet, die friedlichen Niederlande zu besetzen. Verwunderlich, denn die neu aufgebaute Einheit kann in keinster Form an der Ostfront behilflich sein, Deutschland steht sich hier selber im Wege.

Der grosse Gewinner dieser Herbstkampagne ist mal wieder der Pascha. Seine Flotten im Mittelmeer sind nach wie vor unangreifbar. Wohl hat es England verstanden, die Strasse von Gibraltar abzuriegeln. doch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die italienischen Resttruppen zermalmt werden. Während sich im Mittelmeer und nach wie vor an der ostdeutschen Grenze ein langdauernder Stellungskrieg abzeichnet, hat Pascha endlich gehandelt und seinem ehemaligen russischen Verbündeten unter perfiden Einflüsterungen zur Aufgabe genötigt. Das russische Reich ist nurmehr auf eine letzte Moskauer Bastion geschrumpft, wobei auch diese in nächster Zukunft vom Osmanen gestürmt werden wird.

Es steht zu hoffen, dass hierbei die Weltöffentlichkeit ein scharfes Auge auf das Verhalten der türkischen Truppen werfen wird, denn die osmanischen Greueltaten auf dem Balkan kommen erst langsam ans Tageslicht. So wurde unlängst ein flüchtiger griechischer Kapitän samt Mannschaft an unserem Hofe vorstellig, der von unaussprechlichen Massakern in der Gegend von Saloniki zu berichten wusste. Man muss allerdings auch zur Sprache bringen, dass bei der Eroberung Österreich-Ungarns und vor allem im italienische Blitzkrieg keine nennenswerten Menschenrechtsverletzungen mehr zu bekunden waren; der Pascha hat sich stets redlich bemüht, seinen neuen Untertanen Gerechtigkeit angedeien zu lassen.

Der Pascha sei dennoch gewarnt: Während die Völker der freien Welt bereitwillig die Neuordnung der politischen Verhältnisse in Europa gewillt sind hinzunehmen, so muss er sich doch stets vor Augen halten, dass Macht stets auch Verantwortung mit sich bringt. Ein guter Herrscher wird weniger an seinen Eroberungen als an seiner Menschlichkeit, Toleranz und Kompetenz in innenpolitischen Fragen gemessen.

Unsereins wird in der nächsten Zeit die europäischen Verwicklungen aus einem etwas distanzierterem Winkel betrachten: es steht uns eine längerer Aufenthalt in den Vereinigten Staaten bevor, wo wir das Gedeien der ehemaligen französischen Kolonien ein wenig in Augenschein nehmen wollen. Wer weiss, vielleicht erfolgen ja die nächsten Betrachtungen nicht mehr von der Loggia, sondern von der Veranda einer Südstaatenvilla?

Louis XIV. Rechtmäßiger Kaiser der französischen Nation,
Kanzler von Italien,
Präsident der freien Republik Sizilien,
Gouverneur der Provinz Palermo,
Bürgermeister der freien Stadt Palermo

Ü Slimme Nachrichti Gazetta

August 1925, Tirol

Die kürzliche Verfrorenheit der deutschen Nachrichtenübermittlungsgesellschaft scheint sich wieder gelegt zu haben, nachdem der Pascha v. Osmanien neue diplomatische Kontakte zu Kaiser Wilhelm hat aufleben lassen. (Die Informationen fließen nun wieder.)

Trotz zögerlicher Aufnahme deutsch-osmanischer Gespräche unter größter Geheimhaltung, waren Gerüchte eines Waffenstillstandes an der bayrischen Front nicht mehr auszumerzen. Wie der jetztige Zustand zeigt, waren die Vermittlungen wohl doch erfolgreich, so dass München sich wieder anderen Dingen zuwenden kann.

Aufgrund dieser neusesten Ereignisse scheint sich in Bayern etwas zu regen. Es ist uns zu Ohren gekommen, der Fürst von München würde Kaiser Wilhem seine innenpoltische Autorität streitig machen. Seine kürzlichen Verhandlungserfolge will er ausnutzen, um sich vom deutschen Volke an die Macht heben zu lassen.

Sogar ein Sturz des Kaiser Wilhelm ist nicht ausgeschlossen! Osmanien glaubt allerdings nicht an einen solchen Machtwechsel in Deutschland. Wenn auch der Kontrahent des Kaisers aus Bayern die absolute Herrschaft in seinem Reich ausübt, so reicht dies doch noch lange nicht für Groß-Deutschland.

Depeschen

Depesche von Osmanien an den russischen Zaren

Geliebter Fürst Romanov,
mit Schaudern müssen wir sehen, wie Eure Träume, die pulsierende Metropole Berlins unter russischer Flagge zu erblicken, zergehen. Auch wenn wir nie Eurer Meinung waren, dass diese Eroberung soviel Leid und Entbehrungen, wie Ihr erdulden musstet, wert gewesen wäre. Da jedoch unser Herzblut stark mit dem Euren verbunden ist, macht es die kommenden Ereignisse um so schmerzlicher.

Die drohende Invasion der imperialistischen britischen Streitkräfte beschattet Euer Reich. Euch zu Hilfe zu eilen, halte ich für meine teuerste Pflicht, und will sogleich meine Truppen nach Warschau und Sewastopol entsenden, um sie Euer schweres Schicksal gleichsam mitertragen zu lassen.

Denn lautet nicht einer eurer christlichen Sprüche: "Geteiltes Leid ist halbes Leid" ? Wenn dem nicht so wäre, so werden wir uns bei den Huris wiedersehen.

gez.
Euer freundschaftlich ergebener
Abdul Ahmed Bulal ibn Rashid Gibran al Kutallah Pascha von Osmanien