Washington Post 17.10.1919

Österreich-Ungarn zerbricht

Italien und das Osmanische Reich teilen Österreich-Ungarn auf.

Die Kaiserin Sissi hat ein Problem. Zwar kann Herrscher Pascha von Osmanien seinen Konferenztermin in Wien dieses Jahr nicht halten, aber es sieht doch so aus, als würde er dies im nächsten Jahr mit tatkräftiger Hilfe von Mussolini schaffen.

Lachender Dritter ist Romanow, dem endlich mal wieder eine Aktion gelungen ist. Zwar hat er Warschau verloren, aber Sewastopol konnte er wieder erobern mit Hilfe von Pascha. Totgesagte leben länger.

England blieb zwar bei seiner Vereinbarung mit Italien, z.B. zog Königin Victoria ihre Flotte aus Spanien nach Portugal zurück, aber Misstrauen bleibt, denn Mussolini liess es sich nicht nehmen Tunis wieder zu besetzen.

Deutschland dagegen übt sich in Minimalismus. Einerseits zog es auf Druck von Grossbritannien seine Armee aus Burgund zurück. Andererseits konnte Kaisierin Sissi doch etwas machen, dass klappte: Die Unterstützung liess jetzt das hartumkämpfte Warschau fallen.

Gesellschaft

Kaiser Wilhelm und seine Großmutter Königin Victoria wurden wieder einmal streitend in der Öffentlichkeit beobachtet: Diesmal war der Anlass eine Schuhberatung für Wilhelm Tell. Die beiden können sich in der Öffentlichkeit wohl nicht begegnen ohne Streit.

Brisanter dürfte der Bericht des amerikanischen Geheimdienstes über ein gemeinsames Wochenende der beiden bei der pfälzischen Botschafterin Alexandra W. in Schifferstadt sein. Laut unserem Agenten teilten sich beide ein Bett! Einziges Kommentar der Regierungssprecher von Deutschland und Grossbritannien: "Es waren aber zwei Decken!"

Das ist schon etwas dreist: Während ihre Soldaten kämpfen und sterben, amüsieren sich gewisse Herrschaften beim Schuheinkauf oder wälzen sich in den Bettlaken. Schweinerei!

Pressespiegel

Corriere della Sierra

Blicke von der Loggia - Betrachtungen des französischen Kaisers i.E. zur europapolitischen Lage

Während Wir auf Unserem sizilianischem Exil bei einem kühlen Getränk unseren einstweiligen Ruhestand geniessen, schweift Unser Blick voller Anteilnahme über das krisengeschüttelte Europa.

Die durchaus vorhandene taktische Kompetenz des englischen Potentaten, gepaart mit seiner ruchlosen Hinterhältigkeit lassen das Endergebnis dieses Konflikts bereits erahnen. Seit vielen Jahren schon ist sein treues deutsches Hündchen willig hechelnd an seiner Seite, während er sich in Stellung bringt, genüsslich Land um Land unterwerfend durch das übrige Europa zu marodieren. Dabei hält er seinen germanischen Lakaien durch massive Truppenpräsenz in steter Furchtlähmung.

Doch noch besteht Hoffnung am Horizont. Es ist keineswegs sicher, daß Europa unter das englische Joch fallen muss. Eine hoffnungsvolle Zusammenarbeit zeichnet sich im fernen Osten ab. So haben die italienischen und türkischen Herrscher in einer vereinten Kraftanstrengung endlich die ersehnte Vereinigung des Balkans vollbracht. Die mit dem deutschen Herrscherlein zuweilen kooperierende österreichische Kaiserin Sissi ist nur noch ein Abklatsch ihrer einstigen Macht - das Mädel hat sich wohl etwas übernommen. Nun ist es von zentraler Bedeutung, das Italien den perfiden Einflüsterungen Englands nicht nachgibt! Noch ist die Möglichkeit gegeben, der britannischen Tyrannei entgegenzutreten - alles hängt an der Kompetenz und Integrität meiner werten Gastgeber: gemeinsam mit den osmanischen Freunden einer glänzenden Zukunft entgegenzugehen, oder aber sich mut- und kraftlos unter das englische Joch zu beugen.

Und noch ein Appell soll aus Meiner Feder fliessen: Deutsche, die Ihr Uns die größte Schmach mit dem Fall Paris' eingebracht habt: schüttelt ab Eure Ketten! Werdet Euch Eurer Stärke bewusst! Lasst Die Kanonen sprechen und die Fregatten auslaufen! Das englische Joch soll Euer Schicksal nicht sein - befreit Euch selbst und damit Europa! Lasst den englischen Hund schmecken, was ein Zweifrontenkrieg wirklich bedeutet.

Ein letzter Nachtrag sei Uns noch in Form eines persönlichen Grusses vergönnt: lieber Zar Romanov - wie Wir voller Freude sehen, habt Ihr es geschafft, Eure Einheiten zu konsolidieren. Wir wünschen Euch allezeit gutes Gelingen auf dem Schlachtfelde, doch vergesst nicht, daß Wir für den Fall Eures vorzeitigen Abdankens mehr als nur einen vorzüglichen Tropfen für Euch bereitgestellt haben.

Louis XIV. Rechtmäßiger Kaiser der französischen Nation

Depeschen

Osmanisches Reich

Der Geheimdienst von Konstantinopel dementiert jedwegliche Subversion oder Infiltration in Österreichische Armee- oder Flottenbestände. Die militärisch-strategischen Erfolge basieren ausschließlich auf der Tapferkeit und dem Ruhm der mutigen osmanischen Streiter. Der Großwesir Jabra Duleiman berichtete in seiner Ansprache vor der internationalen Botschafterversammlung:
"Unsere Versuche Kontakte mit Österreich-Ungarn aufzubauen, waren erfolglos. Sie standen schon von Anfang an unter einem schlechten Stern. Nun muss Kaiserin Sissi die Folgen ihrer verhandlungsunwilligen Politik erkennen. Wir hoffen, dass die vielen Völker dieses zusammengewürfelten Reiches, wie z.B. Serbien, Kroatien, Montenegro u.v.a. nicht besonders leiden müssen bei dem Kampf um die Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung, nachdem Kaiserin Sissi das Zepter der Weisheit aus der Hand geglitten ist."