Washington Post 17.10.1920

Imperium Britannica

Britania rules!

Nach einem ruhigen Jahr versuchte Deutschland wieder etwas Aktionismus, der aber leider nicht geklappt hat, worauf die Flotte in Sankt Petersburg und die Armee im ruhrgebiet aufgelöst werden musste.

Der Italiener wurde zurückgedrängt und musste ebenso Einheiten abbauen, hier sogar drei Einheiten. Ob Mussolini diese defensive Linie halten kann?

Der Türke rückt gegen Mussolini vor und lässt Kaiserin Sissi vorerst in Frieden. Wir glauben jedoch, dass sie bald zu ihrem Kollegen Louis nach Sizilien muss.

Grossbritannien entwickelt sich dagegen zur vorherrschenden Macht in Europa. Das Land strotzt so vor Kraft, dass es der Industrie auf der britischen Insel nicht möglich war, die Ressourcen, die Königin Victoria dieses Jahr erobert hatte, auch zuverwenden. So hat Grossbritannien im nächsten Jahr erstmal eine Reserve. Wir sind gespannt, ob es diese Reserve überhaupt ausnutzen, oder ob es wieder zuviel Versorgungspunkte erobert hat.

Pressespiegel

Deutsches Tagesblatt

Der Glanz der Engländer ist in den Augen der Deutschen stark ermattet, denn mit so einem hinterhältigen Überfall hätte niemand gerechnet von so einem edlen Volk. Nun hat es sich aber auf das Niveau eines räudigen Köters begeben, wie sie zuhauf in den Londerner Gassen vorkommen. Aber wir werden uns zu wehren wissen. Kampflos werden die Waffen nicht gestreckt. Auch wenn unsere Armeen in letzter Zeit recht ruhig waren, heißt das noch lange nicht, dass unsere Zähne abgewetzt sind.

Corriere della Sierra

Blicke von der Loggia - Betrachtungen des französischen Kaisers i.E. zur europapolitischen Lage

Und abermals verhallten unsere Rufe gleich derer der Kassandra. Was sich schon vor einem Jahr klar abzeichnete, hat sich aufs Bitterste bewahrheitet: der englische Hund hat das Vertrauen der deutschen und italienischen Herrscher ruchlos ausgenutzt und sich fest auf dem Kontinent verankert.

Während das Deutsche Reich wenigstens noch einen Anschein von Widerstand leistete, hat Mussolini anscheinend vollkommen die Hoffnung verloren. Durch sein zögerliches Herumtaktieren hat er sich den Unmut des mächtigen türkischen Paschas zugezogen. So war es ein leichtes für die türkischen Truppen, sich die lieblichen kroatischen Küsten einzuverleiben und die Italiener ins unwirtliche Tiroler Bergland abzudrängen. Währenddessen brachen die Versorgungslinien Italiens komplett zusammen; nach Ausbleiben ihres Soldes packten die Matrosen der in Nordafrika stationierten Flotten Ihre kärgliches Hab und Gut und desertierten reihenweise - kurioserweise hat sich ein Grossteil von Ihnen entschlossen, den restlichen Konflikt just in naher Nachbarschaft unserer neuen sizilianischen Heimstatt abzuwarten - mit der Konsequenz, dass unsere Nachtruhe jetzt des öfteren von ihren alkoholgeschwängerten Unmutsgesängen auf die strategische Nichtführung ihres ehemaligen Heerführers jäh unterbrochen wird.

Ein weiteres Kuriosum scheint das Auftauchen des letzten Restes des einstmals so stolzen österreichischen Heeres in Schlesien zu sein: nachdem die k.u.k. Truppen den italienischen Vormarsch auf Wien gerade noch aufhalten konnten, mussten Sie sich Hals über Kopf von den machtvoll heranrauschenden Osmanen in Sicherheit bringen, womit sie völlig von ihrer Heimat abgeschnitten wurden. Sollte hier nicht eherne Disziplin herrschen, ist es wahrscheinlich, dass die Truppen ihr Heil in der Plünderung Berlins suchen werden. Ein trauriges Ende für die deutsch-österreichische Kooperation.

Die deutsche Besatzungsflotte bei St. Petersburg hatte durch das lange Liegen in Hafengewässern Rost angesetzt und ist über Nacht gesunken. Wir sehen hier das Signal für das Wiedererstarken der russischen Kräfte. Deutschland hat im Westen alle Hände voll zu tun - solange die russisch-türkische Freundschaft hält, wird Romanow jetzt die Gelegenheit zu nutzen wissen.

Die Übermacht Queen Victorias scheint erdrückend. Italien kann von Glück reden, dass die englischen Nachschubflotten erst in einem Jahr im Mittelmeer auftauchen können - doch hat sich Mussolini durch seine unsinnigen Manöver derart in Aus gestellt, dass die türkische Generalität diese Gelegenheit wohl kaum ungenutzt verstreichen lassen wird. Wir haben derweil das ursprünglich für die Romanows reservierte Appartement in den italienischen Landesfarben umdekorieren lassen.

Der englische Löwe hat jetzt freie Hand mit den Völkerschaften Westeuropas - der Deutsche Reich wird in Anbetracht seines Ostengagements schwerlich in der Lage sein, weitere englische Truppen von der Landung auf dem Kontinent abzuhalten. Ein winziger Hoffnungsschimmer läge vielleicht noch darin, mit dem Russen endlich Frieden an der Ostfront zu vereinbaren - doch ist dies eine Alternative, die der wiedererstarkende russiche Bär kaum nötig hat, anzunehmen.

Lasst uns mit einer versöhnlichen Note diese Betrachtungen beenden. Natürlich hat der rechtmäßige französische Kaiser seiner neuen Heimstatt auch etwas zu bieten. So hat die ehrenwerte Gesellschaft Palermos ihn gebeten, für die Bürgermeisterwahl zu kandidieren, womit sich ein weiterer Titel zu seinen bereits bestehenden hinzufügte. Es ist eine tiefe Genugtuung für uns, die uns anvertrauten Talente für das Wohl des Volkes einzusetzen. Auf der nächsten Ratsversammlung im Palazzo dei Romanni werden mannigfaltige Entscheidung über Aufbau der Wasserversorgung und Neuverteilung der Weiderechte getroffen werden.

Louis XIV. Rechtmäßiger Kaiser der französischen Nation und Bürgermeister der freien Stadt Palermo.

Ü slimme Nachrichti Gazetta

Gesellschaftskolumne

Konstantinopel, 13.09.1920

Bei einem Galaabend in Konstantinopel waren bei privaten Gesprächen des Paschas mit führenden Persönlichkeiten von Wirtschaft und Recht vertrauliche Informationen der osmanisch-italienischen Außenpolitik vernommen worden. Der Pascha Abdul Ahmed Bulal ibn Rashid Gibran al Kutallah soll gesagt haben:

"Wir wollen sehen, ob wir den Italiener nicht aus der Reserve locken können. Er ist so furchtbar defensiv...da kann man ja gar keine zukunftsorientierte Strategie finden. [...] Es ist schwer, die Gemeinsamkeiten zu finden, wenn ständig die Bedrohung des Engländers für das Mittelmeer besteht und Mussolini tut nichts dagegen - das ist furchtbar. Gerne wäre uns ein italienisch-osmanisches Vorgehen willkommen, doch es ist kein Verlaß auf Mussolini. Er hält keinen Kontakt. Handelt sogar in Notfällen eigenmächtig. Und ist unfähig Gibraltar gegen die englische Flotte zu verteidigen [...] Ich sehe es kommen, dass dieser xxxxxx Affenfelsen noch einmal langanhaltende Streitigkeiten Europa bringen wird."

Gegenwärtige Aktionen des osmanischen Militärs verifizieren diese Gerüchte. Es bleibt abzuwarten, wie Mussolini auf die osmanische Außenpolitik reagieren wird.

Depeschen

Osmanisches Reich

Depesche an Österreich-Ungarn

Die Informationsregulierungsabteilung des osmanischen Regierungspalastes gibt kund:

Der Pascha entschuldigt sich hochoffiziell bei Kaiserin Sissi, da dieser den angekündigten Termin in Vienna wegen Irregularitäten in der Auslandspolitik leider nicht einhalten kann. Der Pascha ist untröstlich das Staatstreffen in Vienna wiederum auf nächstes Jahr zu verschieben. Derzeit ist er noch beschäftigt, sich mit den kulurellen Unterschieden in den österreich-ungarischen Landen vertraut zu machen. Insbesondere neuerdings italienische Einflüsse erschweren eine politisch einheitliche Lösung der Nachfolgefrage Kaiserin Sissis. Osmanische Rechtsanwälte und Delegierte sind nichtsdestotrotz fieberhaft beschäftigt, eine ansprechende Rechtsform für das Staatsgebilde nach dem Ende des Kaisertums in Österreich zu finden. Dementsprechende Vorschläge werden natürlich zum kommenden Staatstreffen in Vienna der Kaiserin Sissi zur Prüfung vorgelegt.

i. A. des Pascha v. Osmanien