Washington Post 25.03.1923

Erster Rückschlag für Osmanien

Offensive auf München gescheitert; Italien erobert Piedmont zurück

Ein Kuriosum am Rande: Die russischen Befehle mussten diesmal über die Schweiz an die russischen Truppen übermittelt werden. Der schweizer Botschafter: "Das ist mir ja noch nie passiert!"

Die Deutschen Truppen hielten in Erwartung einer Invasion gespannt die Stellung. Hoffentlich bleibt das nicht die Strategie des Deutschen Kaisers.

Italien konnte mit der Unterstützung von Grossbritannien Piedmont zurückerobern. Ob das etwas bringt? Eine Neuauflage der russischen Erholung dürfte das aber nicht werden. Dafür gibt es einfach keinen Raum nicht mehr in Italien.

Königin Victoria hat auf jeden Fall ein schlechtes Gewissen. Jetzt unterstützt sie Italien bei der Rückeroberung Italiens, was wahrscheinlich ziemlich aussichtslos ist. Und sie schützt Deutschland vor Invasion. Was soll das? Wo bleibt die weltberühmte geradlinige britische Politik? Wankelmütig geworden? Oder bei der Leibesertüchtigung mit Mussolini und Wilhelm weich geworden? Wir sind gespannt.

Die russich-türkische Zusammenarbeit scheint auch nicht mehr so gut zu klappen. Beide wollten nach Schlesien, aber warum? Hat die Koordination nicht gestimmt? Ist das der Anfang vom Ende?

Auf jeden Fall hat es mit der Invasion trotz förmlicher Kriegserklärung nicht geklappt. Auch musste Pascha von Osmanien einen Rückzug hinnehmen. Es scheint, als ob er nicht so recht weiss, wann er genug hat. Bleibt für Europa zu hoffen, das es christlich bleibt.

Pressespiegel

Corriere della Sierra

Blicke von der Loggia - Betrachtungen des französischen Kaisers i.E. zur europapolitischen Lage

Und abermals eine überraschende Wendung im europäischen Kriegsgeschehen: das eben noch so gebeutelte Deutsche Reich hat sich tatsächlich auf die Seite des englischen Hundes zu schlagen, ebenso die nur noch rudimentären Reste des einstmals so stolzen italienischen Heeres. Dies ergibt erstmals zwei glasklar geschnittene Blöcke quer durch den Kontinent.

Die Züge der Ostallianz waren in diesem Frühjahr nicht von Erfolg gekrönt. Das überraschende Eingreifen der englischen Truppen zur Stützung Münchens stoppte die siegesgewohnten Armeen in Tirol und Böhmen, während sich die Osmanen und Russen nicht darauf einigen konnten, wer denn jetzt nach Schlesien einmarschieren dürfe. Auch scheint der englische Herrscher endlich die Zeichen der Zeit in Skandinavien erkannt zu haben und schickte seine Nordseeflotte zur Verstärkung der bedrängten Schweden. Das heiss umkämpfte Tunis blieb sicher in der türkischen Hand (gibt's da eigentlich Zauberdatteln oder warum sind alle scharf auf Tunis?).

Immerhin zeigen beide Großmächte schwere Schwächen: England muss erkennen, daß sein Heil nur darin liegen kann, entweder mit aller Macht Skandinavien und damit über kurz oder lang auch das russische Reich anzugreifen oder aber doch seinem derzeitigen Verbündeten Deutschland wieder in den Rücken zu fallen - beides Optionen, wofür die englischen Einheiten denkbar schlecht positioniert sind. Etwas mehr Vorausplanung hätte dem Engländer hier gut getan, allerdings ist er es ja auch gewohnt, seine Ziele durch feigen Verrat und gezieltem Ausnutzen von Vertrauen zu erreichen.

Das Dilemma des Osmanen ist ein Kuriosum: während die osmanische Seemacht der Grossbritanniens ebenbürtig(!) ist, entwickelt sich das schmale Mittelmeer immer mehr zum Nadelöhr. Es steht ausser Frage, daß diese Macht, sinnvoll zum Einsatz gebracht, die englische Präsenz im Mittelmeer hinwegfegen würde - jedoch zeigt ein Blick auf die schmalen Versorgungslinien, daß die Flotten sich nur mühsam entlang der Küstenregionen vorschieben können, da sonst (wie könnte es auch anders sein) Tunis genommen würde. Ein Dilemma, daß dem so erfolgsverwöhntem Pascha nicht schmecken dürfte.

Ein herzliches Glückauf geht an dieser Stelle an Mussolini: sich in Eurer Situation auf eine Seite stellen zu müssen, war ein Ding der Notwendigkeit. Habt Ihr Euch auch naheliegenderweise an den Engländer gewandt, so wäre es doch zu schön gewesen, wenn ihr in dieser Frühlingskampagne in die Gascogne gezogen wäret - zum Herbst ständen Euch dann so interessants Ausflugsziele wie Brest, Paris oder auch ein Abstecher nach Spanien (sehr zur Verwirrung des Briten) zur Verfügung. So wie die Dinge aber nun einmal liegen, kann Euch aus Eurer Parteinahme kein Unbill erwachsen. Nichtsdestotrotz wollten Wir noch mitteilen, daß Wir in der Zwischenzeit das ursprünglich für Euch vorgesehene Appartement zu einem kleinen Palais im toskanischen Stil haben ausbauen lassen.

Louis XIV. Rechtmäßiger Kaiser der französischen Nation,
Präsident der freien Republik Sizilien,
Gouverneur der Provinz Palermo,
Bürgermeister der freien Stadt Palermo

Depeschen

Osmanisches Reich an Deutsches Reich

Kriegserklärung

Sehr geehrtes Oberhaupt des Deutschen Volkes,

hiermit erhaltet Ihr die offizielle Kriegserklärung des Mittelmeer-Verteidigungs-Paktes unter osmanischer Supervision. Das Deutsche Reich steht im Verdacht, die kriegstreibende Macht Europas - Grossbritannien - zu unterstützen. Obwohl die letzten Kiregsereignisse eine solche Schlussfolgerung nicht bestätigen kann, hat sich der großmütige Pascha nach Beratung seines Generalstabes entschieden, sicherheitshalber die Kontrolle über Deutsche Territorien zu erlangen. Er wünscht zu übermitteln, dass er ein beidseitiges Kräftemessen zu schätzen weiß.

gez. Der Pascha v. Osmanien
Abdul Ahmed Bulal ibn Rashid Gibran al Kutallah