Washington Post 25.03.1921

Europa in zwei Hälften - Christlich und Islamisch ?

Grossbritannien und Osmanien dringen weiter vor.

Romanow scheint sich tatsächlich zu erholen und wieder Mut zu fassen. Auf jeden Fall spuckt er wieder grosse Töne.

Dagegen haben sich die Reste der einst stolzen österreichischen Truppen in Böhmen verirrt. Da Wien gefallen ist und somit der letzte Nachschub abgeschnitten wurde, gehen wir davon aus, dass er von den Meteorologen prophezeite kalte Winter sein Übriges tut und sich die hungernden und frierenden Truppen zerstreuen werden.

"Aber Tunis ist sicher!". So wird der amerikanische Botschafter in Rom nach einem Besuch bei Mussolini zitiert. Der Botschafter hatte über die italienische Strategie in den letzten Jahren diskutieren wollen und festgestellt, dass das Festhalten an Tunis strategisch völlig nutzlos wäre und die italienische Expansion nur unnötig behindert hätte. Dies wollte der Diktator aber nicht gelten lassen.

Wie dem auch sei. Die Türken haben nicht nur Wien im Sturm genommen, sondern sind auch noch im Mutterland der heiligen römisch-katholischen Kirche Fuss gefasst. Zwei wichtige italienische Regionen stehen jetzt unter der Herrschaft der Türken. Auf Bitten des Papstes hatte sich dann auch die Flotte aus Neapal nach Rom zurückgezogen, statt auf das offene Meer zu flüchten.

Den einstigen holländischen Verbündeten kam Grossbritannien zu Hilfe und zerrieb die deutsche Flotte in einem brutalen und erbarmungslosen Kampf, so dass nichts mehr von den deutschen Schlachtschiffen übrig blieb. Weitere englische Erfolge blieben aus, aber das Empire strotzt nur von Kraft.

Das Deutsche Reich wurde jetzt wieder auf seine Stammgebiete zurückgeworfen und muss jetzt um das Überleben kämpfen. Und das sieht im Moment nicht gut für Kaiser Wilhelm aus. Ganz schön bitter, von seiner Grossmutter vermöbelt zu werden.

Pressespiegel

Deutsches Tagesblatt

Der Kaiser wird zitiert mit dem Seufzer, dass "Deutschland [...] nicht mehr viel zu melden" hat. Ausserdem sei nun ein "Akt der letzten Hoffnung" zu vollbringen, um "am Leben zu bleiben und den räudigen Engländern Moral und Anstand zu lehren".

Ü slimme Nachrichti Gazetta

Gesellschaftskolumne

Das Osmanische Reich erklärt Italien offiziell den Krieg

Konstantinopel, 13.03.1921

Der Regierungspalast gab zur Auskunft, in letzter Zeit habe sich das Verhältnis gehörig abgekühlt. Die Kommunikation ist eingeschlafen. Nachdem der Versuch, Italien wachzurütteln, gescheitert ist, ist es von der größten Wichtigkeit für die Sicherheit im Mittelmeer, der Invasion des zerrütteten und instabilen italienischen Reiches durch Groß-Britannien zuvorzukommen. Die osmanische Generalität hat vor, im Mittelmeer eine Protektionszone zu errichten, die die Südländer vor dem kolonialen Arm des britannischen Reiches schützt.

Unser gutherziger Pascha meinte hierzu: "Wir wollen Mussolini die Last der Verantwortung abnehmen, die ihm offensichtlich über den Kopf gewachsen ist. Der italienischen Bevölkerung wird unter unserer Protektion kein Schaden widerfahren, soweit es das Kriegsgeschehen erlaubt...Wir werden Sizilien natürlich Sonderrechte gewähren!"

Depeschen

Osmanisches Reich

Depesche an Österreich-Ungarn

Endlich ist es soweit!

Der Pascha kann die Kaiserin des lieblichen Österreich in die Arme schließen. Ihr hat er soviel Gutes zu verdanken. Nun ist alles vorbereitet, Sissi zur Kulturreise in den Osten einzuladen. Die Staatsgeschäfte können unterdessen schnell erledigt werden. Der ungeduldige Pascha hofft inbrünstig, dass Kaiserin Sissi dem lieblich-süßem Parfum "Chateau Neuf" zusagt. Eine Sonderabteilung der Armeekuriere wird schon vor der Ankunft des Paschas eine Kiste des teuren Parfums der Kaiserin zum Geschenk machen.

i. A. des Pascha v. Osmanien

Russland

Depesche an das Deutsch Reich

Lange haben die Sibirischen Guerilla-Truppen nicht gebraucht, um dem Deutschen Imperator bei St. Petersburg das Fürchten zu lehren. Keiner ausser den abgehärteten Bewohnern dieser ungastlich wirkenden Region hält dort mehr als einen Winter aus. Es ist Uns jedoch nicht entgangen, dass der Deutsche Imperator durch die vom Machthunger zerfressene "Königin" Englands jahrelang hinters Licht geführt worden ist (wie auch der unseelige Herrscher Italiens).

Lange jedoch hat sie ihr falsches Gesicht der "Befreierin" und "Unterstützerin" der "Unterdrückten" im Namen der "Menschlichkeit" nicht aufrecht erhalten können. Schließlich quoll ihr doch die Feigheit und der Verrat aus allen Poren und offenbart nun auch dem einstmals treuesten Verbündeten das wahre grausige Antlitz der Unterjochung und Oppression.

Deshalb wollen Wir den Rückzug des Deutschen Heeres aus St. Petersburg als späte Einsicht und freiwillige Herausgabe dessen betrachten, was immer Russland war, sein muss und wird. Desweiteren wollen Wir dem Deutschen Imperator die Möglichkeit geben, bis zum Wintereinbruch Warschau an das Russische Reich zurückzugeben. Angesichts des hinterhältigen Überfalls der Angelsachsen sehen wir die Notwendigkeit für das Deutsche Heer, sich zur Verteidigung des Heimatlandes zu sammeln. Nach erfolgter Übergabe Warschaus sehen Wir Uns durschaus bereit, über sicheres Geleit zu verhandeln.

Doch seid gewarnt, dieses zarte Pflänzchen der Annäherung kann schnell zu einem Dornengestrüpp heranwachsen, dass Eure Truppen auf ihrem langen Marsch aufreiben wird.

R. Romanov